2007-07-04 // Deutsche Inkassostelle GmbH und ihr Schuldnerverzeichnis
Die Firma “Deutsche Inkassostelle GmbH” ist mir in letzter Zeit öfter aufgefallen, weitere Informationen darüber einzuholen kann ich mir aber wohl sparen – Im heise.de-Newsticker ist heute “Verbraucherschützer warnen vor Schuldnerverzeichnis” zu lesen. Schuldnerverzeichnis.de ist meiner Meinung nach nichts anderes, als ein fingiertes Druckmittel, um zahlreichen dubiosen (Internet-)Firmen beim Einschüchtern der “Kunden” zu helfen.
Es ist heutzutage im Web kein seltener Fall, dass über diverse Mini-Dienstleistungen mit möglichst versteckten Preisangaben Menschen über den Tisch gezogen werden sollen.1) Die Preise sind aber meist nicht so hoch angesetzt, das sich der Gang zum Rechtsanwalt lohnt (oft 50-100€).2) Aus Angst vor Ärger zahlen dann viele unerfahrene Web-Nutzer lieber die Rechnungen und schreiben alles als “Lehrgeld” ab. Und die “Dienstleister” freuen sich.
Seit aber auch die Massenmedien immer mehr über solche Machenschaften berichten, scheint das Geschäft nicht mehr ganz so lukrativ zu sein, um sich mit S-Klasse und Swimmingpool ein schönes Leben zu machen. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis sich einschlägig bekannte Firmen selbst ein Mittel in die Hand geben, um zahlungsunwillige Menschen unter noch größeren Druck setzen zu können. Eben innovative deutsche Unternehmen, wie es sich für die Telekommunikationsbranche gehört.
Nun droht jedenfalls Schuldnerverzeichnis.de allen, die sich nicht vera*schen lassen wollen, mit der Eintragung in deren Datenbank und den weitreichenden Konsequenzen, die ein solcher Pranger im Internet haben soll. Wenn man also z.B. auf einen “Dienstleister” reingefallen ist und sich ggf. von Verbraucherschützern den Ratschlag holt, die Rechnung nicht zu zahlen, so ist es derzeit nicht unwahrscheinlich, dass ein Inkassounternehmen einem lustige Briefchen schickt und mit Schuldnerverzeichnis.de droht.
Dennoch sollte man sich nicht beirren lassen: Mit Firmen, die die Datenbank von Schuldnerverzeichnis.de wirklich nutzen, will man als Kunde höchstwahrscheinlich sowieso nichts zu tun haben. Wem also mit eben jener Datenbank gedroht wird, der sollte meiner Meinung nach erstmal durchatmen, standhaft bleiben und sich an die Verbaucherschutzzentralen wenden und ggf. auchmal beim Nicht Abzocken e.V. recherchieren. Seriöse Anbieter werden wohl keine Geschäfte mit der “Deutsche Inkassostelle GmbH” machen und weiterhin die Schufa bemühen – da bin ich mir ziemlich sicher.
Zudem ist es schon interessant, wie über den Namen und die Domain wohl versucht wird, sich an das amtliche(!) Schuldnerverzeichnis anzulehnen. Wahrscheinlich, um dem ganzen Projekt gegenüber säumigen Schuldnern einen Hauch von Seriosität zu geben. Wirklich das Letzte. Die Betreiber verstecken sich hinter der genannten GmbH, neben den Impressums-Pflichtangaben des Geschäftsführers Udo P. und der WHOIS-Daten findet man praktisch nichts, was nicht von Dritten ins Web getragen wurde. Aber das kennt man ja: Mit Öffentlichkeit und Rechtsweg Drohen und selbst das Licht scheuen.
Comments
Hallo,
habe von [Edit - Name entfernt] eine Rechnung bekommen. Nach meiner
Kündigung erhielt ich ein Schreiben, in dem mir meine Anmelde-
und meine Bestätigungs-IP mitgeteilt wurde. Meine Frage?
Woher haben die meine IP Adresse. Ist diese immer und überall
einsehbar?
Ich währe Ihnen sehr dankbar wenn Sie mir die Frage beantworten
könnten.
Mit freundlichen Grüßen Heinz Brenner
Hallo Herr Brenner,
ja, Ihre IP-Adresse ist einsehbar, sofern Sie nicht spezielle Schutzmaßnahmen zur Anonymisierung ergreifen. Jeder Webserver kann die IP ohne Probleme mitloggen. Surfen Sie einfach mal hier vorbei: http://wieistmeineip.de, dann sehen Sie auf einen Blick welche Daten wirklich jeder Seiten-Betreiber auslesen kann.
Update: ein paar Gedanken zum Thema
So, ich schließe die Kommentare hier, da ständig gefährliche Beleidigungen auflaufen. Leute, wir leben in Zeiten des Abmahnwahns, da sollte man trotz hochkochender Emotionen mit Äußerungen wie “Verbrecher”, “Betrüger” usw. usw. vorsichtig sein und etwas sachlicher argumentieren.
Sofern eine Firma in meinen Augen zu Unrecht Geld von mir fordern würde, würde ich:
- Zunächst einmal Kontakt mit dem Verbraucherschutz aufnehmen.
- Je nachdem was mir dort geraten wird ggf. bei der Polizei Strafanzeige stellen und evtl. nicht zahlen.
Sollte man zu Unrecht Probleme mit einem Inkassodienst wegen einer Firma haben, würde ich:
- Zunächst einmal Kontakt mit dem Verbraucherschutz aufnehmen.
- Je nachdem was mir dort geraten wird ggf. bei der Polizei Strafanzeige stellen.
- Ggf. meinem Unmut bei den jeweils zuständigen Amtsgericht als Aufsichtsbehörde Luft zu machen. Das jeweils zuständige Gericht bekommt man über https://www.handelsregister.de → “Normale Suche” schnell heraus.
Krasse Sache… und nettes Blog Hoffentlich gehts hier so weiter!
Ich hab erst gestern Post von denen bekommen.