// LaTeX-Tutorial: Warum man es will. Wie man anfängt. Was man braucht.

Aufgrund der globalen Verbreitung und der bereits Jahrzehnte langen Existenz von (La)TeX finden sich extrem viele Informationen zum Thema. Als Anfänger ertrinkt man in der Informationsflut, eine thematische oder qualitative Selektion ist ohne Vorwissen sehr schwer: So manche Quelle ist von schlechter Qualität, andere sind hochwertig aber erschöpfend. Anderes ist… abgespact.

Ich liste daher im Folgenden (hoffentlich) nützliche Informationen, die ich als LaTeX-Einsteiger zusammengetragen habe. Vielleicht wird es für dem Ein oder Anderen hiermit leichter gemacht, zu wissen was man wofür braucht, welche Werkzeuge empfehlenswert sind und wo man gute Informationen dazu findet.

Warum eigentlich LaTeX?

Die allgemeinen Vorteile liegen auf der Hand:

  • Verlustfreie Konvertierung der eigenen Dokumente in zahlreiche Zielformate (inklusive PDF in einer für die Archivierung geeigneten Version wie 1.4 oder 1.5).
  • Sehr zukunftssicher und stabil (TeX ist eines der ältesten Open Source-Projekte überhaupt → die erste Version erschien 1978!).
  • Dokumente sind sehr gut wart- und die Erstellung leicht automatisierbar.
  • Der Nutzer wird gezwungen, eine semantisch korrekte Auszeichnung zu nutzen, was ein logisch strukturiertes Dokument erzwingt.
  • Es gibt unzählige Pakete, Dokumentenklassen und Vorlagen.
  • Man kann praktisch jede Sprache (auch die der Mathematik) und jedes Alphabet nutzen und darstellen.

Erkauft werden die Vorteile mit:

  • Einer nicht-intuitiven Syntax und nicht-intuitiven Befehlen. Nicht DAU-kompatibel.
  • Einem gewissen Lernaufwand. Man lernt all das nicht so nebenbei, am besten reserviert man 2-3 Wochenenden.
  • Einem nicht-intuitiven Batch-Prinzip: Quelltext schreiben→Kompilieren→Ergebnis betrachten, ggf. zurück zu Schritt eins. Im Grunde ähnlich wie es bei einer Wiki-Software abläuft.
  • Innerhalb der vorhandenen Dokumentklassen und Layouts können zwar einzelne Parameter leicht variiert werden, grundlegende Abweichungen sind aber nur über das Anlegen eigener Klassen möglich (was aufwendig ist). Sollte man also an die Grenzen der vorhandenen Klassen stoßen, wartet Arbeit.

Persönlich war ich es irgendwann einfach Leid, mich mit Office-Programmen herumzuschlagen – dies geht wohl nicht nur mir :lang_en: so. Meine persönlichen Hauptbeweggründe für den Einsatz von LaTeX waren:

  • Office-Programme sind schrecklich ineffektiv, da Layout, Struktur und Inhalt nicht getrennt sind. Dies gilt auch für die Wiederverwendung von Inhalten: Es ist z.B. eine elende Bastelei, wenn man nach dem Erstellen einer Präsentation z.B. die Schriftgröße oder Vorlage ändern will. Ebenso kann ich bei einem fertigen Geschäftsbrief nicht einfach mit einem Klick die Vorlage wechseln. Es artet immer wieder in fehleranfälligem Kopieren & Einfügen aus. Man muss sich im Grunde schon vor dem Erstellen des Dokuments über die grundlegende Struktur bzw. den visuellen Aufbau klar sein. Es ist ein riesiger Vorteil von LaTeX, nicht über den Stil des Dokuments nachzudenken, sondern sich direkt mit dem Inhalt befassen zu können, ohne anschließend ein unprofessionelles Dokument zu erhalten.
  • Office-Programme sind Datengräber und als Archivformate absolut ungeeignet. Auch ein maschinelles durchsuchen und indizieren fällt schwer und klappt oft nur dank mächtiger Dritt-Bibliotheken. Das Einbinden in automatisierte Prozesse fällt schwer. Automatisiertes verarbeiten mit selbst geschriebener Software fällt schwer oder ist manchmal sogar unmöglich. Weil selbst die standardisierten Formate ständig proprietäre Erweiterungen erfahren, ist es alles andere als sicher, ob meine Inhalte in 20 Jahren noch lesbar sind. Kurz: Suche, Archivierung und Weiterverarbeitung: alles Mist. Da (La)Tex-Dateien reine Textdateien sind, fällt dies natürlich alles erheblich leichter. Und ggf. erstellte PDF-Dateien liegen in den Archiv-freundlichen PDF-Versionen v1.4 oder v1.5 vor. Zudem kann man bei reinen Textdateien ziemlich sicher sein, dass man die zentralen Inhalte seiner Dateien auch noch in Jahrzehnten auslesen kann, selbst wenn man kein funktionierendes (La)TeX haben würde (was unwahrscheinlich ist).
  • Ich habe mit der Zeit die Wichtigkeit und Schönheit von Typografie erkannt (u.a. dank des Dokumentarfilms Helvetica :lang_en:, Blogs wie Smashing Magazine :lang_en: und meiner Arbeit). Professioneller Typografie ohne entsprechendes Fachwissen Rechnung zu tragen, ist mit Office-Programmen sehr schwer. Mit LaTeX kann man von enormen Fachwissen Anderer leicht profitieren.
  • LaTeX ist nachhaltig. Ich habe schon viele viele Stunden vor MS Office und OpenOffice.org verbracht und zahlreiche Dokumente erstellt. Doch die ganze Arbeit und Erfahrung ist kein großer ein Vorteil für die Zukunft, da die Wiederverwertbarkeit von Dokumentstrukturen einfach nicht gegeben ist. Jede neue Geschäftsbriefvorlage für einen Kunden ist wieder neues Gefrickel, Briefpapier erstellen ist Frickel2. Man ist zwar vordergründig bei einem einzelnen Projekt schneller am Ziel, langfristig steckt man aber viel mehr Zeit hinein. Daher war ich bereit, anfänglich viel Arbeit in LaTeX zu investieren, um mich dann am Ende über bessere und schneller erstellbare Dokumenten zu freuen. Es skaliert ab einem gewissen Dokumentvolumen einfach besser.

Startschritt 1: Basiswissen aneignen

Über LaTeX wurde schon viel geschrieben, daher will ich an dieser Stelle nicht das Rad neu erfinden, sondern einem jeden Interessenten ans Herz legen, die folgende Auswahl an Texten zu lesen.

Man wird sich kaum alles auf Anhieb merken können, aber man sollte es erst einmal einfach lesen. Anschließend kann man hoffentlich auch einschätzen, ob man persönlich LaTeX einsetzen will, oder nicht.

Startschritt 2: Installation von LaTeX

Was man allgemein-hin als “LaTeX” bezeichnet, ist im Grunde ein Ökosystem aus TeX, zahlreichen Helferprogrammen, Makros, Skripten, Schriften und vielem mehr. Aber um die Details muss man sich Gott sei Dank nicht kümmern, denn es existieren sogenannte LaTeX-Distributionen, die alles was man so braucht, mitbringen. Dabei stechen zwei weit verbreitete und gut gepflegte Kandidaten besonders heraus: TeX Live :lang_en: und MikTeX :lang_en:. Welcher der beiden man den Vorzug geben sollte hängt eigentlich nur vom verwendeten Betriebssystem ab. Unter Linux existieren praktisch für jede Distribution TeX Live-Pakete (z.B. für Ubuntu :lang_en:). Unter Windows ist man mit MikTeX gut beraten, denn es stellt einen einfachen Installer bereit. Das war alles. Nach der Installation wird es einem an Nichts fehlen. Wirklich unkompliziert, sofern man es weiß, oder? ;-)
Und keine Sorge: ob man seine Dokumente nun in einer TeX Live- oder MikTeX-Umgebung erstellt ist den Dokumenten egal, auch ein späterer Umstieg ist kein Problem. Und bitte nicht vergessen, den Aufwand der Projektbetreuer durch eine Spende zu entlohnen: MikTeX :lang_en:, TeX Live :lang_en:

Startschritt 3: Auswahl und Installation eines geeigneten Editors

Editoren, die von sich selbst behaupten, dass Sie LaTeX unterstützen, gibt es wie Sand am Meer. Aber gute Editoren gibt es nur wenige. In die engere Auswahl haben es bei mir nur die folgenden kostenlosen Editoren geschafft:3)

Letztendlich bin ich bei Texmaker hängen geblieben, denn das Programm ist klein, schnell, komfortabel zu bedienen und läuft sowohl unter Windows, MacOS als auch Linux. So kann ich mir ziemlich sicher sein, mich auf keinem OS umstellen zu müssen.

Sofern man unter Linux die Paketverwaltung der jeweiligen Distribution nutzt, sollte man bei jedem Editor eigentlich nicht viel konfigurieren müssen, um loslegen zu können. Unter Windows mit MikTeX muss man meist die Pfade zu den diversen Helferprogrammen angeben. Wenn man z.B. nach C:\Programme\MiKteX\ installiert hat und TexMaker nutzt, wären die Angaben wie folgt (:!: man muss / statt \ als Verzeichnistrennzeichen nutzen):

  • LaTeX: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/latex -interaction=nonstopmode %.tex
  • dvips: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/dvips -o %.ps %.dvi
  • Bibtex: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/bibtex %.aux
  • Makeindex: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/makeindex %.idx
  • Dvi Viewer: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/yap.exe %.dvi
  • PS Viewer: C:/Programme/Ghostgum/gsview/gsview32.exe %.ps (:!: Anpassen. Nur wenn man einen PS-Viewer will, GSview muss man separat installieren)
  • PdfLaTeX: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/pdflatex -interaction=nonstopmode %.tex
  • Dvipdfm: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/dvipdfm %.dvi
  • ps2pdf: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/ps2pdf %.ps
  • metapost: C:/Programme/MiKteX/miktex/bin/mpost --interaction nonstopmode
  • Pdf Viewer: C:/Programme/Adobe/Reader 10.0/AcroRd32.exe %.pdf (:!: Anpassen, falls man nicht den Adobe Reader X nutzt)

Die ersten Gehversuche

Wenn man sich bis hierher durchgekämpft hat, sollte man über alle nötige Software verfügen und eine Menge theoretisches Wissen angehäuft haben. Dies ist genau der richtige Zeitpunkt, das HowTo “Einführung in LaTeX” nachzuvollziehen. Folge einfach den Beispielen, und so Manches wird sicherlich auf einmal klarer und verständlich. Leicht wird es aber erst nach einiger Zeit, Übung macht bekanntlich den Meister.

Nach meinen ersten Tests habe ich versucht, allgemeine, gut kommentierte Vorlagen zu erstellen. Begonnen habe ich mit der KOMA-Script-Klasse scrlltr2 (näheres dazu s. nächster Abschnitt), da ich gerade eine Menge Schriftverkehr zu erledigen habe. Mein Ziel war es, möglichst alle Optionen zu listen und zu kommentieren, um in Zukunft durch herauspicken einzelner Abschnitte dieser Vorlage schnell speziellere Vorlagen zu erzeugen (Firma1, Privat, Firma2 …). Dies ist aber grandios gescheitert, es war einfach nicht sinnvoll. Ich habe mich ständig dabei erwischt, im Grunde eine redundante Klassendokumentation zu erstellen.

Um zu guten Vorlagen für verschiedene Einsatzzwecke zu kommen, war es viel praktikabler, immer bei Null zu beginnen, anstatt zu Versuchen eine “Über-Vorlage” mit Allgemeingültigkeitsanspruch zu schaffen. Ich habe einfach mit den Default-Werten einer Klasse begonnen, mir dann das Ergebnis angeschaut und anschließend die gewünschten Anpassungen mit Hilfe der jeweiligen Dokumentation Stück für Stück in Angriff genommen. Einige Zeit später war die Arbeit dann meist auch schon erledigt und eine eigene “Über”-Vorlage hätte dies weder beschleunigt noch vereinfacht. Lediglich das Ablegen von Code-Schnipseln und den fertigen Vorlagen in meiner internen DokuWiki5) hat das Arbeiten sinnvoll beschleunigt und vereinfacht.

KOMA-Script: Alles was man braucht für Briefe, Aufsätze und Bücher

Die normalen LaTeX-Standardklassen richten sich im Allgemeinen nach US-amerikanischen Konventionen und Papierformaten, was für deutscher Anwender zu gewissen Problemen führt. KOMA-Script ist eine umfangreiche Sammlung von Standardklassen, welche diese Probleme nicht mit sich bringen:

  • Auf europäische typographische Konventionen und DIN-Papierformate zugeschnitten
  • Beinhaltet zahlreiche typographische Feinanpassungen
  • Deutliche Erweiterung der Auszeichnungssprache von LaTeX
  • Ein Hauptziel ist möglichst flexibel zu sein
  • Häufig gewünschte Variationsmöglichkeiten können meist unmittelbar und einfach durch setzen weniger Variablen umgesetzt werden

Alle gängigen LaTeX-Distributionen – auch die oben von mir genannten – bringen KOMA-Script bereits mit, man muss für gewöhnlich also nichts installieren um KOMA-Script zu nutzen. Aufgrund der Vorteile haben die KOMA-Script-Klassen inzwischen in vielen Bereichen die “normalen” Standardklassen verdrängt und auch ich nutze eigentlich nur KOMA-Script. Um es einzusetzen nutzt man einfach scrartcl, scrbook, scrlttr2 und scrreprt statt der “normalen” Dokumentenklassen. Eine erschöpfende Anleitung über die Nutzung der Klassen findet sich in der offiziellen Dokumentation: KOMA-Script - ein wandelbares LaTeX-Paket.6) Leider habe ich erst nach meinem ersten durchkämpften Stunden das HowTo “Blattwerk - Briefe schreiben mit LaTeX” entdeckt. Hätte ich den Text vorher gehabt, wäre mir die Nutzung von scrlttr2 schneller leicht gefallen.

An dieser Stelle kommt vielleicht die Frage auf: “Warum KOMA-Script statt z.B. einer Kombination aus den originalen Standardklassen, g-brief, dinbrief oder vergleichbaren Paketen?” Die Antwort auf solche Fragen fällt leicht: KOMA-Script ist solide entwickelt, komfortabel, wird aktiv gepflegt, hat zahlreiche Nutzer, ist umfassend dokumentiert und meist mächtiger als vergleichbare Klassen. Aufgrund seiner Verbreitung muss man sich auch wenig bis keine Zukunfts- und Kompatibilitätssorgen machen. Man hat eigentlich nur Vorteile, wenn man darauf setzt. Und bitte nicht vergessen, den Aufwand des Projektbetreuers Markus Kohm durch eine Spende zu entlohnen.

Beamer: Das Tool der Wahl für Präsentationen

Um Präsentationen mit LaTeX zu erstellen (neben Geschäftsbriefen der Hauptgrund, warum ich auf LaTeX umgestiegen bin) bietet sich die Beamer-Klasse an. Alle gängigen LaTeX-Distributionen (auch die oben genannten) bringen Beamer bereits mit. Zu Beamer gibt es gute Texte und Anleitungen:

Zur eigentlichen Präsentation der PDF-Folien würde ich das Programm impress!ve statt eines normalen PDF-Viewers empfehlen.

Anmerkungen zu UTF-8

LaTeX kommt ohne Probleme mit Unicode bzw. UTF-8 klar. Man muss nur, wie bei allen anderen Quellcode-Dateien auch, beim Austausch zwischen Systemen auf die Editor- und Zeichensatzeinstellungen achten. Ich setzte überall auf UTF-8-fähige Software, egal ob nun im Web oder in meinen Dokumenten. Daher gebe ich Sonderzeichen auch direkt ein, und greife nicht auf Encoding-unabhängige Schreibweisen wie Ist doch h\“asslich zurück. Dies würde ich nur in Makros oder Style-Dateien machen, da diese Encoding-unabhängig funktionieren sollten.

Wie auch immer, um keine Probleme bezüglich UTF-8 zu bekommen:

  • Editor prüfen und ggf. auf UTF-8 umstellen. Bei Texmaker findet sich die Einstellung unter “Optionen→Texmaker konfigurieren→Editor→Editor: Fontkodierung→UTF-8”.
  • In der Präambel \usepackage[utf8]{inputenc} statt \usepackage[latin1]{inputenc} (entspricht ISO 8859-1) oder \usepackage[latin9]{inputenc} (entspricht ISO 8859-15) verwenden.

Wer nur Bahnhof versteht, dem lege ich auch als gewöhnlicher Anwender den Text ”The Absolute Minimum Every Software Developer Absolutely, Positively Must Know About Unicode and Character Sets (No Excuses!):lang_en: ans Herz. Zu verstehen was ein Zeichensatz ist, ist bei praktisch jedem Programm und Dateisystem wichtig und bei Problemen von Vorteil.

Weiterführende, umfangreiche Werke über LaTeX

Anlaufstellen

Vorlagen, Schnipsel, Bespiele, etc.

Sonstiges

1)
Lokaler Mirror: typokurz.pdf, Lizenz: CC-by-sa 2.0
2)
Lokaler Mirror: l2kurz.pdf, Lizenz: GNU FDL 1.2
3)
Weitere Editoren pflege ich gerne hier ein, einfach per Kommentar oder Mail melden. Allerdings habe ich wirklich dutzende Programme ausprobiert, die meisten davon waren wirklich… minimalistisch ;-). Also bitte nur Kandidaten, die was taugen…
4)
vornehmlich KDE-Desktop, mit den entsprechenden Libs natürlich auch GNOME
5)
was sonst… <file latex> und <code latex> funktionieren tadellos.
6)
Lokaler Mirror: scrguide.pdf, Lizenz: LPPL 1.3c. Weitere Mirror bei BerliOS verfügbar.
7)
Lokaler Mirror: beameruserguide.pdf, Lizenz: GNU FDL 1.3

Comments

Stephan
No. 1 @ 2011/04/06 09:47

Ohne Zweifel, LaTeX setzt Maßstäbe - sollte das aber Anlass sein oberflächlich über die Alternativen zu urteilen?

Wenn man konkrete Kritik vorbringt so sollte diese auch inhaltlich stimmen und das ist (zumindest) bei den Aussagen unter “Office-Programme sind schrecklich ineffektiv” und “Office-Programme sind Datengräber” nicht der Fall, denn natürlich ist es beispielsweise leicht möglich bei OOo den Stil des gesamten Dokumentes 'mit einem KLick' zu ändern indem man einfach eine neue Dokumentcvorlage ins bestehende Dokument lädt, und natürlich sind zeitgemäße Formate von Office-Programmen keine Binärformate mehr sondern XML und als Solche leicht durchsuch- und automatisiert bearbeitbar.

No. 2 @ 2011/04/06 10:22

@Stephan: ja klar, weil es ja einfach immer so gut funktioniert, nur die Vorlage auszutauschen. Vorallem bei Impress und Powerpoint. ;-) Natürlich habe ich ein wenig oberflächlich argumentiert, da es selbstverständlich ein paar Funktionen inkl. die der Dokumentenvorlagen gibt, die das grundlegende Manko auszugleichen oder zu verstecken versuchen. Aber nichts für ungut, das Hauptargument in dem Absatz ist die fehlende Trennung von Layout und Inhalt mit all seinen Folgen. Was daran inhaltlich falsch sein soll kannst du mir aber gerne erklären. ;-) Außerdem steht steht da nicht umsonst:

“Meine persönlichen Hauptbeweggründe für den Einsatz von LaTeX waren:” […]

Das habe ich da ganz bewusst so geschrieben.

Bzgl. XML-Formate: Durchsuchbar vielleicht, wenngleich man dennoch den Container entpacken muss (was jede einfache Std-In/Std-Out-Suchfunktion schon mal auflaufen lässt).
Bearbeitbar? Etwa weil XML draufsteht? Zeig mir deinen selbst geschriebenen ODT oder DocX-Parser, dann reden wir weiter… oder einen bestehenden, den man versteht bzw. überhaupt ansteuern kann (wo bitte ist die offene MS-Office Schnittstelle für einen Webserver?). Ich zitiere mal allgemein bekannte Kritik an DocX/Office Open XML:

Kritisiert wird dabei der Umfang der Spezifikation mit über 6000 Seiten. Kritiker gehen davon aus, dass es für andere Softwarehersteller praktisch unmöglich sei, das Dateiformat korrekt und vollständig in ihre Anwendungen zu implementieren.

Soviel zu “bearbeitbar”. Und selbst wenn: möglich ist natürlich alles. Aber dann ist es eben nicht mehr technisch so einfach wie eine einzelne Textdatei mit einem relativ zentralen Inhaltsblock. Außerdem sehe ich jeden Tag noch massig normale .doc-Dateien. Und das wird sich auch nicht ändern, solange Office 2003 noch so verbreitet ist, wie es derzeit nunmal der Fall ist. Folglich wäre selbst das Binärformat als Contra-Argument noch eine ganze Weile korrekt und realitätsnah.

Beispiel: Eine kleine Rechnungs/Angebots-Schnittstelle mit Webinterface bei einer existierenden LaTeX-Vorlage: Ich lass' an den entsprechenden Stellen die Strings einfügen und gut. Kann jeder mit PHP/Phython/Perl in wenigen Minuten, sehr simple Funktionen genügen. Wie lange brauchst du, um ein bestehendes DocX-Dokument zu manipulieren? Sicher länger… fängt ja schon damit an, dass sowohl ODT als auch DocX in einem ZIP-Container stecken und nicht nur aus einer Datei bestehen. Davon, dass man immernoch die Probleme von “Layout- und Inhalt nicht getrennt” bei ggf. weiterer Verarbeitung hat, ganz zu schweigen. Die Fallstricke sind zahlreich. Man kann es drehen und wenden: Jedes der Office-Formate bringt weitaus mehr Komplexität mit sich, als einfache Textdateien. Ich stehe diesbezüglich eben auf KISS.

Stephan
No. 3 @ 2011/04/06 12:59

Schade das Du Deinen Kommentar gleich mit einer rhetorischen Einleitumng beginnst … auf dieser Ebene werde ich hier nichts weiter diskutieren, denn mein Kommentar hatte einen ernsten Sachhintergrund und strebte nicht danach Latex zu bashen.

Natürlich habe ich ein wenig oberflächlich argumentiert

Und genau das finde ich ärgerlich, zumal es Latex _überhaupt nicht nötig hat_. Warum also argumentierst Du gegen andere Office-Software OHNE wirklich passende Probleme zu thematisieren und warum überhaupt hast Du es scheinbar nötig Negativbespiele anderer Software ins Feld zu führen wo Latex selbst über so Vieles Positive zu 'definieren' wäre' … insgesamt finde ich diese Art der Argumentation schade und sie wird dem Thema nicht richtig gerecht.

Auch Deine Entgegnung ist genau von dieser Art, denn auch dort suchst Du das Haar in der Suppe, möglicherweise sogar wissend das Du mit Deiner Argumentation nur auf Nebenkriegsschauplätzen agierst.

No. 4 @ 2011/04/06 13:57

@Stephan:

Warum also argumentierst Du gegen andere Office-Software […]

Der Titel des Texts beginnt mit “LaTeX: Warum man es will.” Die Nachteile des Ist-Zustandes vieler Benutzer gehören zu dieser Thematik. Da gehört es für mich eben dazu, meine eigenen Motive mit reinzubringen, da dadurch “Warum man LaTeX will” mitbeantwortet wird. Schließlich wird schon jeder eine Arbeitsumgebung für Dokumente haben (→Office-Programme), da ist ein Vergleich schon angebracht. Meine besagten Motive waren eben nicht nur “ich hab aus purer Lust an der Freude LaTeX gelernt” sondern auch ein gewisser Leidensdruck, der in den beschriebenen Fakten dargelegt wurde. Das mag dir nun schmecken oder nicht, es ist nunmal so.

[…] OHNE wirklich passende Probleme zu thematisieren […]

Wenn du meinst. Ich sehe das anders und empfinde es als durchaus passend da zum Thema gehörend. Zumal der Großteil des Artikels eben nicht um negative Aspekte anderer Software geht. Du sagst es doch selbst: “oberflächlich”, denn es sollte ein Text über LaTeX werden, nicht über [XYZ]-Office. Daher nur angesprochen, aber nicht weiter vertieft. Außerdem hast du ja mit deinem Kommentar noch eine andere Sichtweise hier hinterlassen, die jeden interessierten Leser zu eigenen Recherchen einlädt.

[…] Auch Deine Entgegnung ist genau von dieser Art, denn auch dort suchst Du das Haar in der Suppe […]

Haar in der Suppe?! Nebenkriegsschauplatz?!?!? Die Einfachheit des Dateiformats ist eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale. Du wirfst mir zuerst vor, dass meine Aussagen nicht stimmen und meine Betrachtung oberflächlich sei. Daher habe ich diese weiter mit technischen Argumenten begründet. Darauf hin meinst du, ich suche “das Haar in der Suppe”. Okay. ;-)

Edit: Stephan… es reicht jetzt mit seitenlangem Off-Topic, dass sich ständig wiederholt. Die Standard-Office-Programme und deren Formate bieten keine Trennung von Layout und Daten. Parser hin, Standard her. Das Prinzip ist kaputt, mit all den bekannten Folgen.
ODF ist zwar besser als der Rest da offen und einfacher aufgebaut (und es ist daher unabhängig von der Qualität der verarbeitenden Programme natürlich das empfehlenswertere Office-Format), aber es unterliegt dem gleichen kaputten Prinzip. Mag für vieles ausreichen, aber das weiß jeder selbst gut genug. Dennoch: Ich habe sogar schon unterschiedliche Darstellung zwischen OOo2, OOo3 und LibreOffice erlebt. Schon eine “super” Sache, so ein WYSIWYG-Format… selbst wenn ich es verarbeiten kann. m(

Sam
No. 5 @ 2011/04/08 13:02

Wirklich sehr schöner Post, vielen Dank!

Ich füge als Argument für die typographische Qualität von TeX gegenüber Textverarbeitungen diesen Link an: http://nitens.org/taraborelli/latex

Neben der KOMA-Klasse fände ich eine Präsentation des Memoir-Paketes gut. Noch mehr als KOMA ist Memoir auf Bücher ausgelegt und bietet wirklich sehr schöne Ergebnisse.

Zu den Editoren: Ich will nicht anfagen, alle Programme aufzuzählen, aber es gibt drei, die m.E. noch erwähnt werden sollten.

  1. Texworks: Ist der cross-platform Editor, der die Einstiegshürde in TeX erleichtern soll und trotzdem keine WYSIWYG-Philosophie verfolgt http://www.tug.org/texworks/ (Im Unterschied zu dem ebenfalls kostenlosen LyX und dem kostenpflichtigen - aber anscheinend mächtigen Bakoma (http://www.lyx.org/) (http://www.bakoma-tex.com/menu/about.php) - beide WYSIWYG-Latex)
  2. TexnicCenter für Windows, eine umfangreiche Latex-IDE (http://texniccenter.org/)
  3. Mein persönlicher Favorit ist jedoch emacs mit dem auctex-mode (inkl. reftex und preview-latex)(http://www.gnu.org/software/auctex/screenshots.html). Gerade wenn es um Formeln geht oder um komplexere Querverweise ist nichts so schnell und so umfangreich wie auctex.
    Ein weiterer Vorteil: Wenn man schon in Emacs ist, lassen sich die Dokumente sehr gut in Orgmode (http://www.orgmode.org) schreiben, und dann automatisch oder halbautomatisch (je nachdem, was man bevorzugt) in Latex-Artikel und Latex-Präsentation, S5-Präsentationen, pdf, html, docbook oder odt umwandeln.
    Besonderes Schmankerl: orgmode lässt sich auch als minor-mode in Auctex betreiben, so dass man orgmode's geniale Konstruktion von Tabellen und Spreadsheets direkt in Latex nutzen kann. (Erlärung: Tabellen sind im Latex sourcecode eher umständlich, dank orgmode hat man klare ascii-tabellen)
    Mittlerweile schreibe ich in Orgmode und mache in auctex die Formatierung fertig.

    Ja, ich weiß, Einstiegshürde und Vorurteile sind gegenüber Emacs ähnlich hoch wie gegenüber Latex. Genau wie bei Latex lohnt sich der Einstieg jedoch auch bei Emacs!
No. 6 @ 2011/04/09 11:58

Meine Ergänzung zu den Editoren…

Quasi das Gegenstück zu Kile für GTK-basierte Desktop-Umgebungen: LaTeXila. Sehr schnell und umfangreich wie Kile, aber ohne lästige Qt-Libraries im Gepäck :)

No. 7 @ 2011/06/07 16:00

@Juergen: Danke für den Tipp. Gerade mal ausprobiert: startet schnell und die GUI ist echt gut (besser als Texmaker). Aber hat leider keine on-the-fly-Rechtschreibkontrolle (laut Roadmap bleibt das auch noch lange so, Version 2.2 ist noch eine Weile hin) und für mich als notorischer Falschtipper daher nicht gut geeignet.

Texmaker bietet Rechtschreibprüfung via Hunspell (einfach yum install hunspell-de auf Fedora bzw. apt-get install hunspell-de-de auf Debian) und ist doch noch ein wenig mächtiger. Aber gut zu wissen: Falls Texmaker in der Entwicklung einschläft ist LaTeXila ggf. bei Version 2.2 und dann auch für mich eine Alternative. :-P

Volker Neurath
No. 8 @ 2011/07/23 18:02

Hallo Andreas, deine kleine Einführung ist grandios, ich versuche nämlich gerade, mich in LaTeX einzuarbeiten, da mir in der Firma in den nächsten Monaten wohl eine Handbucherstellung bevor steht - die zweite, seit ich dort bin. Die erste habe ich mit Word gemacht … ;-)

eine Anmerkung habe ich aber: ich kann deine Begeisterung für den Artikel “Blattwerk” nicht teilen. Den Brief in Listing 1 konnte ich umsetzen - an allem weiteren - und ich wollte eigentlich nur ein anschreiben mit den \setkomavar … ohne Serienbrief, bin ich grandions gescheitert. Ich bekam *immer* eine “underfull \hbox” Meldung gepaart mit der meldung, die Variable \opening{Hallo Claudia,} sei nicht definiert. Kaum habe ich alle \setkomavar auskommentiert, lief die chose.

Ich kann es nicht verstehen: warum reissen die zeitungsfritzen in einem für Einsteiger gedachten Artikel alles derart aus dem zusammenhang? in dem Artikel findet sich *keine* Erklärung, wo die \setkomavar Befehle hingehören, keine Erklärung, wo denn, bitte schön \firstheader hingehört usw.

Für mich als Einsteiger bleibt das Fazit: der Artikel ist völlig unbrauchbar.

Momentan bin ich immernoch auf der Suche nach einem vernünftigen Tutorial *in Deutsch* (ja, ich kann Englisch, aber ich hasse es, mich bei einem für mich neuen Thema auch noch durch mit Fachbegriffen durchsetzes englisch zu wühlen), in dem, für den anfänger verständlich, Schritt für Schritt das Erstellen von Briefen, Reports und Buch *mit den koma-Script klassen* erklärt wird.

Vermutlich wird mein zunächst ambitioniertes Vorhaben genau daran scheitern und ich wieder bei Word landen :(

No. 9 @ 2012/05/12 12:29

2010:12:04:latex-howto-einstieg-warum-man-es-will-wie-man-anfaengt-was-man-braucht - blog.andreas-haerter.com - IT, web and nerdy stuff

Mono Seb
No. 10 @ 2018/05/11 13:12

Hallo Andreas,

zuerst einmal danke für Deinen LaTeX-Artikel. Dies ist ein in meinen Augen sehr guter und lesenswerter Artikel. Mir hat es Spaß gemacht Deinen Beitrag zu lesen, auch wenn er nun schon etwas älter ist. Ich bin per Zufall auf ihn bei diversen Recherchearbeiten zum Thema LaTeX pros & cons gestoßen. Ich kann Deiner Kritik bzgl. kommerzieller bzw. gängiger Office-Programme insofern beipflichten. Ich habe im Studium einer Ingenieurswissenschaft im Rahmen meiner Studienarbeit, in welcher ich MS Word 2003 und den berühmt-berüchtigten Formeleditor 3.0 verwendet habe, schnell die Grenzen von Word kennenlernen dürfen. Alles in allem hat mich der sehr umständliche und relative benutzerunfreundliche Formeleditor 3.0, wie auch das Zerschießen der Formatierungen infolge Einfügens eines neuen Kapitels nach Abschluss dieser studentischen Arbeit zu LaTeX getrieben. Die fachwissenschaftliche Projektarbeit und meine Diplomarbeit habe ich dann konsequenterweise geTeXt, kann also behaupten, dass ich ein LaTeX-Veteran bin. Für wissenschaftliche Arbeiten im Allgemeinen, vor allen Dingen in den Natur- und Ingenieurswissenschaften, kann ich ebenfalls nur zu LaTeX raten, insbesondere, wenn man auf ein professionelles Erscheinungsbild der Arbeit, einen hervorragenden Mathematiksatz, usw. Wert legt.

LaTeX hin oder her: Eine wirklich gute wissenschaftliche Arbeit sticht auch durch exzellente Abbildungen, Diagramme, usw. hervor. Leider gibt es hierzu nur relativ wenige Empfehlungen, mit welchen freeware- und opensource- Programmen man technische Abbildungen und Diagramme erstellt. Hast Du dafür Empfehlungen?

In der Industrie ist aber leider ein anderes Meinungsbild vorhanden. So ist MS Office praktisch gesehen Industriestandard, obwohl dieses Softwarepackage bisher nicht standardisiert worden ist. So ziemlich alles, was an Dokumentation anfällt wird nun mal mit Word, Excel, Powerpoint und Co. zusammengeschustert. Sei es aus Gründen von Kundenwünschen oder Vorgaben der Unternehmensleitung oder dergleichen. Weiterhin ist es äußerst schwierig, Kollegen von Alternativen zu überzeugen, andere Software als die bewärten Officeprodukte für die Dokumentation zu benutzen, Zitat: “Das haben wir schon immer so gemacht. Das funktioniert.” Das ist immer das totale K.O.-Kriterium.

Immerhin ist der Formeleditor seit der 2007er Officeversion deutlich verbessert worden, wie ich finde. Seit dieser Version kann man auch Formeln mehr oder weniger TeXen, was ich persönlich sehr komfortabel finde für den Berufsalltag im Bereich numerischer Berechnungen. Beste Grüße, Mono Seb

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